Das Leben als Teilzeitautorin
Schreiben zwischen Familie, Brotjob und Haushalt
Ein eigenes Buch zu veröffentlichen, davon träumen viele Menschen. Doch diesen Traum zu realisieren, das schaffen nur wenige. Obwohl durch das Selfpublishing inzwischen jeder ein Buch auf den Markt bringen kann, scheitern doch viele an der Ressource „Zeit“. Denn die wenigsten Menschen, inklusive mir, können es sich leisten hauptberuflich als Autor oder Autorin zu arbeiten. So ist es kein Wunder, dass viele Bücher nie fertig gestellt werden und der Traum oftmals ein Traum bleibt. Auch bei mir war es jahrelang so. Bis ich einen Weg gefunden habe, der zur Veröffentlichung meines ersten Buches führte. Doch was war dafür von Nöten?
Die Rahmenbedingungen
Für mich waren und sind die persönlichen Rahmenbedingungen maßgeblich für die erfolgreiche Umsetzung entscheidend. So gab es lange Zeit Phasen in meinem Leben, in denen ich mein Vorhaben nicht umsetzen konnte, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmten. Der größte Hemmschuh war für mich die Vollzeitbeschäftigung. Zwar hatte ich vor der Geburt meines Sohnes deutlich mehr Freizeit als jetzt, arbeitete aber beruflich bedingt 40 Stunden die Woche am PC. Daher war meine Lust sich abends oder am Wochenende ebenfalls vor dem Bildschirm zu setzen relativ gering, so dass mein erster Versuch ein Kinderbuch zu schreiben sehr schnell scheiterte. Erst in der PC-freien Elternzeit gelang es mir einen Neustart zu wagen. Ich konnte dabei ein halbes Jahr fast mehrere Stunden täglich an meinem Werk arbeiten und habe es zumindest geschafft eine erste Version fertig zu stellen. Für mich war das der schwierigste, aber auch wichtigste Schritt. Denn nach dem ich den Anfang gemacht hatte, schaffte ich es auch nach meiner Elternzeit dran zu bleiben. Ich musste meine Arbeitsweise zwar anpassen und akzeptieren nicht mehr so schnell voran zu kommen, aber die Rahmenbedingungen waren mit meiner 24-stündigen hauptberuflichen Tätigkeit immer noch gut genug damit es weitergehen konnte.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die erfolgreiche Umsetzung ist für mich die familiäre Unterstützung. Brotjob, Autorentätigkeit, Familie und Haushalt zu 100 % alleine erfüllen zu wollen, geht nicht. Für mich ist es deshalb absolut essentiell, dass mein Freund zu 50 % die Care-Arbeit unseres Sohnes übernimmt und meine Schreibtätigkeit unterstützt. Wobei ich hier nicht nur von einer zeitlichen Entlastung spreche. So hat mich mein Freund zum einen darin bestärkt ein Buch zu schreiben, zum anderen hat er mich dabei auch aktiv unterstützt. Z. B. hat er mir als Testleser wertvolle Rückmeldungen gegeben und stand mir bei meiner Webseite technisch zur Seite. Darüber hinaus hat er akzeptiert, dass gemeinsame Freizeitaktivitäten reduziert werden mussten.
Hier komme ich zu einem weiteren wichtigen Punkt: Der Verzicht auf Freizeit. Als Teilzeitautorin kann ich letztendlich nur in meiner Freizeit arbeiten. Für intensive Hobbies bleibt da keine Zeit mehr. Da ich keine ausgeprägten Hobbies habe, ist das glücklicherweise kein Problem für mich. Außerdem ist es mir gelungen weitere Zeit fürs Schreiben zu gewinnen, in dem ich meine Ansprüche runtergeschraubt habe. So bleibt der Haushalt mal liegen, wenn eine Schreibphase besonders gut läuft.
Die Schwierigkeit in dem Ganzen liegt jedoch darin immer wieder zu Priorisieren und Auszubalancieren. Kein Bereich sollte vernachlässigt werden, auch die eigene Erholung nicht. Dazu kommt, dass das Leben seinen eigenen Regeln folgt und auch mal Unerwartetes Aufmerksamkeit erfordert. Da Familie und Brotjob vorgehen, geht das in der Regel zu Lasten des Schreibens. Ich halte es für wichtig dies zu akzeptieren, auch wenn es manchmal schwer fällt. Aber wer im Selfpublishing veröffentlicht, kann dem gelassen gegenüberstehen. Denn es gibt keine Fristen oder Abgabetermine, keine Agenten oder Verlagsmitarbeiter, die Druck auf uns ausüben können. Wir entscheiden selbst, wann ein Buch fertig und veröffentlicht wird. Diesen Vorteil sollte man sich immer wieder bewusst und zu Nutze machen. Natürlich besteht darin auch die Gefahr, dass das Schreibprojekt auf die lange Bank geschoben und nie fertiggestellt wird. Damit das nicht passiert, hilft es mir sehr meinen Schreiballtag gut zu Strukturieren und zu Organisieren.
Planung und Strukturierung
Pläne und Ziele zu erstellen sind für mich persönlich sehr wichtig. Ich plane z. B. schon jetzt, dass mein nächstes Werk Ende nächsten Jahres erscheinen soll. Und nach diesem Ziel richte ich die einzelnen Schritte aus. So werde ich im Herbst und Winter fast nur Schreiben. Denn für mich sind die Monate September bis Februar meine Kreativmonate, in denen ein Großteil meiner Geschichten entsteht. In dieser Zeit erstelle ich die Rohversion, arbeite diese zu einer ersten Version aus und überarbeite diese ein weiteres Mal. Nach dem ich mir Feedback von meinem Freund geholt habe, erstelle ich im Frühjahr die vorläufig finale Version. Danach kümmere ich mich um Lektorat und Korrektorat sowie Buchsatz, Cover und Marketing. Im Sommer lege ich eine Schreibpause ein, um mich dann im Herbst um die Veröffentlichung zu kümmern. Soweit der Plan. Und wenn er nicht aufgeht? Dann passe ich diesen und die zeitliche Zielsetzung eben an. Trotzdem halte ich es für wichtig möglichst realistisch zu planen, da ständige Verschiebungen frustrierend und demotivierend sein können.
Neben der Zeitplanung ist für mich auch die Strukturierung meines Schreiballtags sehr hilfreich. So habe ich meine festen Tage und Stunden an denen ich schreibe. In dieser Zeit versuche ich Störungen und Ablenkungen zu vermeiden, um in den Schreibflow zu kommen. Dies gelingt mir manchmal mehr und manchmal weniger gut. An den Tagen, wo es nicht so gut läuft, kümmere ich mich um andere Dinge, die mit dem Buch und dem Schreiben zu tun haben, wie Korrigieren, Formatieren, Marketing, Fortbildungen, aber natürlich auch Lesen. Hauptsache man bleibt am Ball, egal womit. Manchmal hilft es mir auch mein Hauptprojekt ruhen zu lassen und durch kleinere Projekte Abwechslung in den Schreiballtag zu bringen. Dies kann eine Blogartikel für meine Webseite, eine Rezension oder ein Instagram-Post sein. Wichtig dabei ist zu wissen, was man kann und was man nicht kann. Die Tätigkeiten die man nicht kann, nicht lernen kann oder auch einfach nicht mag, sollte man abgeben oder wenn möglich wegfallen lassen, da ansonsten das Projekt zu stark ausgebremst werden könnte.
Fazit
Für mich sind also die Rahmenbedingungen, Planung und Strukturierung hauptverantwortlich dafür gewesen, dass ich mein Projekt „Buch“ umsetzen und weiter fortführen konnte. Allerdings führen bekanntlich viele Wege nach Rom, und der Weg, den ich gewählt habe, ist sicherlich nicht für alle Autor*innen geeignet. Zumal die Rahmenbedingungen und Arbeitsweisen sehr individuell sind. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Wenn einmal der Anfang geschafft ist, gibt es kaum noch etwas, was einen aufhalten kann.